Die Talfahrt geht weiter – ohne Büskens!

1 Dez

Unsere Jungs zeigen im Ansatz die beste Leistung der vergangenen Horror-Wochen, lassen aber erneut viele Chancen zu. Zwei davon nutzt der KSC. Und da Bolly total austitscht, gibt es auch in Unterzahl keine Aufholjagd. Wir sind in der Abstiegszone angekommen.

Manchmal ist es gut, wenn nach einem Katastrophenspiel nicht viel Zeit vergeht. So gibt es schnell Gelegenheit, Schlimmes in Vergessenheit zu schießen. Und jedes Gott verdammte Mal sieht man den Jungs beim Aufwärmen zu und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Erfolgserlebnis. Für sie. Für uns! Heute, so denkt man, könnte es doch endlich klappen. Doch es sollte wieder nicht sein. Wir haben zeitweise richtig gute Ansätze gezeigt – hier und da echte Lichtblicke. Eigentlich war es doch das beste Spiel unserer Jungs seit vielen, Wochen. Aber das Ergebnis…? Ein bitteres 0-2 gegen eiskalte aber keineswegs starke Karlsuher. Am Morgen danach wird dann auch noch Mike Büskens rausgeschmissen. Arbeiten wir mal alles der Reihe nach auf.

Aufstellung & taktische Ausrichtung

Und wieder versuchte Mike Büskens personell was Neues. Levels, Weber, Bolly und Halloran kamen für Balogun, Ramirez, Paurevic und Bancé. Hinzu kam noch das Startelf-Debüt von Michael Rensing. Aus dem 4-1-3-2 (der klassischen Raute) wurde wieder ein 4-4-2 mit zwei Sechsern und zwei Flügelspielern. Auch wenn Veränderungen zu begrüßen sind, durfte man sich erneut Sorgen um die „Abstimmung“ machen,  denn die Umstellungen betrafen wieder alle Mannschaftsteile: zwei neue Flügelpärchen, ein neues zentrales Mittelfeld mit Fink und Gartner sowie ein neues Offensivduo. Die Außenverteidigerpositionen wurden ebenfalls komplett neu besetzt.

1. HZ: Gewillt aber ungefährlich

Als das Spiel losgeht, werden wir in den ersten 15 Minuten ob unserer nicht-existenten Erwartungshaltung positiv überrascht. Die Fortuna zeigt eine Leistung wie zu Beginn der Saison. Unsere Jungs WOLLEN und versuchen den Karlsruhern ihr Spiel aufzudrücken. Die Fortuna greift an und zeigt wahrlich nette Spielzüge, die jedoch zu keiner Zeit wirklich gefährlich werden. Immerhin scheint die Einstellung zu stimmen. Außerdem scheinen die Jungs daran erinnert worden zu sein, dass man, um Tore zu schießen, auch mal auf’s Tor schießen muss! Aus nahezu jeder Lage wird draufgepöhlt – wenn auch erfolglos. Wir sind zu diesem Zeitpunkt richtig optimistisch, haben aber trotzdem durchgehend das morsche Nervengerüst unserer Truppe im Hinterkopf. Zu oft schon in den letzten Monaten hatte die Fortuna kurzzeitig gute Ansätze gezeigt, es aber dabei verpasst, sich durch Tore selbst zu belohnen und den Gegner dann bei wachsender Unsicherheit durch Fehler zu Toren einzuladen.

Die erste Chance für den KSC versetzt dann unserer Zuversicht sofort einen Knacks. In der 16. Minute läßt Hennings auf unserer rechten Seite Tobi Levels ziemlich alt aussehen und flankt flach in den Strafraum. Soares rutscht irgendwie unter den Ball und nur die „EM2008-Gomez’sche“ Ballverwertung von van der Biezen verhindert den frühen Rückstand. Der Karlsruher Stürmer trifft aus einem Meter das Tor nicht. In der Folge wirkt unsere Mannschaft wieder gehemmt und der KSC, der sich zuvor nur auf sicheres Defensivspiel konzentriert hatte, fängt auf einmal an, gefährlich zu kontern. Innerhalb von zehn Minuten spielen die Gäste drei, vier Angriffe heraus, die allesamt mehr Gefahr ausstrahlen, als die Offensivbemühungen der Fortuna. In der 27. Minute kann Halloran gerade noch per Kopf auf der Linie klären und nur eine Minute später bricht der Frust wieder über uns und allen Fortunen ein. Wieder kann unsere rechte Seite eine flache Hereingabe nicht verhindern und der am 16ner lauernde Alibaz ballert die Kugel per Direktabnahme brachial unter die Latte. Keine Chance für Rensing. 0:1. Doch angesichsts der guten Anfangsphase bleiben wir zuversichtlich. Noch sind über 60 Minuten zu spielen und die Truppe fällt auch nicht sofort auseinander.

Zwar fehlt unseren Jungs merklich die Sicherheit der Anfangsviertelstunde, doch sind die Fortunen immer noch gewillt, den Spieß umzudrehen. Karlsruhe steht aber diszipliniert und bringt unsere Jungs so zur Verzweiflung; außer ein paar unplatzierten Distanzschüssen kriegen wir nämlich recht wenig gebacken. In der 44.Minute wird es aber vor unserem Tor noch mal brandgefährlich: Levels schaltete viel zu spät, als ein Abpraller von Fink zur gefährlichen Vorlage für einen Karlsruher Angriff wird. Zwar gelingt es Levels zunächst, seinen Gegenspieler zu stellen, doch dieser läßt ihn mit einer einfachen Körpertäuschung stehen und kann maßgenau auf Peitz flanken, der aus bester Position knapp über das Gehäuse köpft. Beachtlich ist dann, was Bolly macht: Voller Wut schreit er aus dem Fünfmeterraum den völlig verdutzten Levels zusammen und stutzt ihn wild gestikulierend zurecht. Zu diesem Zeitpunkt war es ein positives Zeichen, so viel Leben in Bolly zu sehen. Dann geht es auch schon in die Kabine.

2. HZ: Der Würgeschubser

Die zweite Hälfte geht dann im Grunde genauso weiter. Die Fortuna will, kommt aber auf keinen grünen Zweig. Dafür sind unsere Angriffe zu unpräzise und mit zu vielen individuellen Unzulänglichkeiten gespickt. Und unsere Abwehr steht einfach nicht sicher. Latka, der Garant für Ruhe und Sicherheit, holt sich zuletzt immer wieder Gelbe Karten – so auch diesmal. Büskens reagiert und nimmt ihn vom Feld – für ihn bringt er aber nicht Nationalverteidiger Malezas, sondern Freund Balogun. Seltsame Entscheidung.

Nun denn – unsere Jungs suchen irgendwie den Weg nach vorne, doch Karlsruhe steht tief und sicher in der eigenen Hälfte und raubt so der Fortuna, ganz geduldig, den letzten Nerv… ganz offensichtlich den von Mathis Bolly! Nach einer Chance für Karlsruhe in der 69. Minute, die durch Rensing zur Ecke geklärt wird, gerät der ivorische Norweger mit Gegenspieler Klingmann aneinander. Wie bei Michael Douglas in „Falling Down“ brennt  ihm dabei der komplette Sicherungskasten durch. Zuerst wird Klingmann beim Weggehen von hinten gestoßen, als er sich dann umdreht, setzt Bolly zum „Würgeschubser“ an, packt den Gegner mit beiden Händen am Hals, drückt ein bisserl zu und stößt ihn um. Deutlicher und dummer kann man keine Rote Karte erhalten! Bolly schreitet unter Pfiffen in die Katakomben. Danach fällt natürlich auch noch sofort der zweite Treffer der Gäste durch einen Kopfball von Dominic „Domme“ Peitz.

Der Ausdruck „Bärendienst“ ist für diese Aktion viel zu schwach, denn dieser Ausraster von Bolly ist der „Game Breaker“. Nichts geht mehr – rien ne va plus – das Selbstbewußtsein ist auf Höhe der Kreidemarkierungen auf dem Spielfeld. Mike Büskens versucht noch einmal Akzente zu setzen und bringt mit Bancé und Hoffer  zwei frische Stürmer. Aber jedem leidenden Zuschauer und Akteur ist für die Schlussphase klar: das war’s. Der Rest ist kaum noch zu beschreiben. Konsternierte Spieler traben auf dem Platz herum. Und auf den Rängen wird in aller Ironie „Oh, wie ist das schön!“ angestimmt. Der Schlusspfiff war leider eine echte Erlösung.

Was… erlaube… Bolly???

Mathis Bolly gehörte in den vergangenen Monaten zu den besonders fragwürdigen Personalentscheidungen von Mike Büskens. Immer und immer wieder bekam er seine Chance. Das Problem ist nur: Nicht ein einziges Mal seit seinem Treffer gegen Wolfsburg im vergangenen März (!) konnte Bolly beweisen, dass er eine echte Option ist. Und dennoch wurde er immer wieder aufgestellt. Auch bei Einwechslungen war er stets erste Wahl. Das kann und muss man kritisieren. Gleichzeitig, so dachten wir, ist es auch mal wichtig, einem Spieler volles Vertrauen zu schenken – etwas, das Kenia, Halloran oder Gianniotas auch mal brauchen könnten. Daher ist es umso BESCHÄMENDER, dass sich Bolly im gestrigen Spiel diesen Aussetzer leistet. So geht man schließlich nicht mit Vertrauen um. Und das Spiel war echt noch nicht gelaufen; unsere Truppe weiter gewillt, das Ding zu drehen. Bei den unterirdischen Partien gegen Paderborn, gegen Aalen, in Aue, wo absolut gar nichts lief, mag es Restverständnis für einen solchen Aussetzer geben. Ja, selbst in der 88. Minute bei aussichtslosem Rückstand. Aber so…? Nein! Da hat der gute Bolly sich, dem Trainer und der Mannschaft einen fürchterlichen Bärendienst erwiesen. Da es zudem eine klare Tätlichkeit war, dürfte er drei bis vier Spiele gesperrt sein. Sein Standing wird lange beschädigt bleiben.

Aus für Büskens und die Frage des Zeitpunkts!

Dass es mit Mike Büskens und unserer Mannschaft nicht funktioniert, war die vergangenen Wochen nun wirklich deutlich zu sehen. Daher war sein Rauswurf letztlich nur eine Frage der Zeit. Und während der Vorstand nach den Blamagen gegen Paderborn, Aalen und Aue nichts unternahm, wurde jetzt nach einer im Vergleich passablen Partie – die aber ebenfalls verloren ging – die Reißleine gezogen. Diese Niederlage fühlte sich eigentlich besser an als der Sieg gegen Sandhausen – so absurd es klingt. Die Mannschaft wirkte einfach anders. Und so muss man sich fragen: War das der richtige Zeitpunkt? Es gab wirklich einige Lichtblicke: Gartner, Halloran, Weber, Ansätze von Kombinationsspiel… Die entscheidende Frage ist nun: Hat das die Mannschaft von sich aus hinbekommen oder hatte Büskens neue Wege gefunden? Sollte Letzteres der Fall sein, wird genau das nun im Keim erstickt, was die Jungs zu einer besseren Spielanlage verholfen hatte. Klar – wir können nur spekulieren. Doch es mutet seltsam an, einen Trainer genau dann abzusägen, wenn wenigstens ein Fünkchen Hoffnung auf tatsächliche Änderung zu sehen war. Daher an dieser Stelle schon unsere erste „Frage der Woche“:

An den Häppchen verschluckt – die Brocken vor Augen!

Die vergangenen Wochen durften wir gegen die komplette Palette (unter-)durchschnittlicher Zweitligateams ran: Ingolstadt, Paderborn, Aalen, Sandhausen, Aue und Karlsruhe: 6 Punkte und 4:13 Tore sind die Bilanz. Jetzt kommen die Brocken: Kaiserslautern, Cottbus, Köln – im neuen Jahr 1860, Bochum und später St. Pauli. Eins ist klar: Nur wenn die Mannschaft an die wenigen Lichtblicke gegen den KSC anknüpft, wird sie gegen diese Gegner eine Chance haben. Das wird in aller erster Linie eine Kopfsache. Es ist unabdingbar, zu erkennen, dass dieses letzte Spiel trotz der Niederlage ein Schritt nach vorne war – spielerisch wohlgemerkt. Mit angeknackstem Ego geht man auf dem Betze unter…

Egal, wer jetzt die Jungs coacht: Er muss ihnen Mut, Mut und nochmals Mut zusprechen. Doch wer genau soll genau das tun? Uwe Klein? Oliver Reck? Ist das der Moment für Sascha Rösler, sich einzubringen? Sollte ein Jens Langeneke tatsächlich zurückgeholt werden? Der eine Rückkehrer, Christian Weber, hat seinen Part bestens erfüllt. Dadurch wird vor allem eines deutlich: Auch Fußball findet im Kopf statt. Mit klarem Kopf stärkt man die Mannschaft. Allein aus diesem Grund ist dieser Tage vor allem ein mental und psychisch gut ausgebildeter Trainer gefragt. Einer, der die Jungs da unten aus ihrem Loch rausholt. Wir können nur hoffen, dass man diesen jemand alsbald findet.

Aufgrund der Ereignisse in dieser Woche haben wir sogar noch eine zweite Fragen an Euch:

Wir schreiben & lesen uns in einer Woche,

Ingo & Adnan

Eine Antwort to “Die Talfahrt geht weiter – ohne Büskens!”

  1. Cowabunga! 1. Dezember 2013 um 13:15 #

    Für mich beim Betrachten des LiveStream (während der Arbeit) war der einzige Lichtblick, als Sascha Rösler im Bild war beim Schwenk auf die Ersatzbank bei Fortuna. Und der (absurde) Gedanke: Der wird es reissen! Bloss wie, Marie?

    Die Zeiten der gefestigten Hintermannschaft bei F95 und der genialen Einzelkünstler vorne und im Sturm war kurz & ist vorbei. Sascha ist zu alt, Harnik & Beister bei ihren Stammvereinen, Jens Langeneke auf das Abstellgleis geschoben, Norbert Meier als Konstrukteur fort weil das Potential nicht für die 1.Liga (und auch nicht für einen souveränen Spitzenplatz in Liga 2) reichte, Wolf Werner als Co- Konstrukteur in der Rentenwarteschleife, Lichtgestalt Thomas Allofs aus der Führungsetage ´rausgegrault.

    Fortuna Düsseldorf hat mit einem ‚Kessel Buntes‘ wieder neu gestartet und noch keinen Koch gefunden, der mit den aktuellen Leckerchen dauerhaft was Feines auf den Tisch bringen kann. Oder auch nur das Rezept für diese Zutaten kennt. Dabei haben wir soo einen Hunger …

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