Unsere Jungs lassen ein frühes Standardtor zu, wehren sich dann aber mit allem, das sie haben gegen die Niederlage. Kurz vor Schluss belohnen sie sich mit dem verdienten Ausgleich. Ein aus vielerlei Hinsicht positiver Auftakt.
Wenn zwei Minuten vor Schluss der Fortuna-Block tobt und sich genau vor ihr eine Spielertraube türmt, muss etwas Geiles passiert sein. Und so war es: Mit echter Leidenschaft und spielerischer Klasse erzwingt unser Team ein Unentschieden und geht nach 90 Minuten wie der gefühlte Gewinner vom Platz. Dabei zeigte eine Reihe von Spielern wirklich viel versprechende Ansätze, sodass man sich auf diese Saison freuen darf. Wir waren alle gebeutelt von der vergangenen Spielzeit und eigentlich nur froh, dass sie vorbei war. Jetzt, hingegen, ist die Vorfreude groß. Klar, es war nur ein Spiel, aber es steckte viel drin.
Aufstellung und Ausrichtung
In der ersten Startaufstellung der neuen Saison waren direkt sechs von elf Neuverpflichtungen auf dem Platz. Nach dem sich Kramer für Rensing als Nummer 1 entschieden hatte, wurde die Innenverteidigung komplett neu besetzt. Neu-Käpt´n Karim Haggui und Christian Strohdiek sollten die gegnerischen Stürmer zermürben und als RV wurde Abwehr-Talent und U-20 Nationalmannschafts-Kapitän Kevin Akpoguma auf den Platz geschickt. Auf der linken Seite verteidigte Lukas Schmitz. Im Mittelfeld ging es auf der linken Seite mit dem neuen Tempo-Dribbler Sercan Sararer los, Sprint-Star Bolly wurde als Pendant auf die rechte Seite gestellt. Michael Liendl und der neue Vize-Käpt´n Julian Koch, der übrigens am 11.11. Geburtstag hat (Helau), übernahmen die Mittelfeldzentrale. Das beachtlich offensiv ausgerichtete 4-4-2 wurde vom dynamisch-finnischem Jungspund Pohjanpalo und dem routinierten ivorischen Sturm-Veteran Didier „Didi“ Ya Konan im Angriff abgerundet. Wen die Eisernen so auf´s Feld schickten, war erstmal zweitrangig und eher so Schnuppe… Einzig schöner Moment im Stadion: als der (immer noch wirklich sympathische) Stadionsprecher erwähnte, dass der gegen Lymphdrüsenkrebs kämpfende Benjamin Köhler im Stadion sei. Da applaudierte auch der Fortuna-Block voller Respekt. Top!
HZ:1 Start verpennt
Endlich geht es wieder los. Die Teams kommen auf den Rasen und wir haben richtig Bock. Den haben die Berliner aber leider auch und legen gut los, während die Fortunen sich erstmal merklich finden müssen. So geht dann bereits in der 5. Minute die neue Saison genau so besch….en los, wie die letzte geendet ist: mit einem dämlichen Gegentor! Und alle so „Nicht schon wieder“! Eine Freistoßflanke von Rechts segelt in den Strafraum, Strohdiek passt nicht auf und neu Unioner Kessel köpft das 1:0 für die Gastgeber. So’n Driss. Danach bleibt Union erstmal am Drücker. Es dauert knapp bis zur 20. Minute, bis die Fortuna die Regie übernimmt und sich die Gastgeber weit zurückziehen. Haggui köpft knapp am leeren Tor vorbei, nach dem Union-Keeper Haas im wahrsten Sinne des Wortes einen „Ausflug“ nach einer Ecke hinlegt. Der immer stärker werdende Sararer zeigt Zug zum Tor und zwingt Haas zu manch starker Parade. Ungläubig brüllt jeder Fortune als das Schirigespann Kessels Faustball-Aufschlag im eigenen Strafraum ungeahndet list. Die Szene hat das Zeug zum klarsten nicht-gegebenen Handelfer der Menschheitsgeschichte. In dieser Phase machen unsere uns verstärkt Druck. Union kriegt aus dem Spiel nicht sehr viel. Außer, wenn sie über ihre linke Seite kommen – denn dort zeigt unser Youngster Akpoguma, dass er noch ein wenig Zeit braucht. Viele Zweikämpfe verliert er leichtsinnig aus offensichtlicher Nervosität. Doch vor allem Strohdiek, aber auch Haggui machen innen dicht. Eigentlich war der Ausgleich bereits kurz vor der Halbzeit drin. Aber es fehlt am entscheidenden Abschluss. Beim Pausenpfiff sind sich alle sicher: Da geht noch was.
HZ 2: Wir kommen besser in Fahrt UND belohnen uns
In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit tun wir uns wieder etwas schwer. Da liegt aber auch daran, dass den Köpenickern in der Halbzeit sicher mit auf den Weg gegeben wurde, den Sack zuzumachen. Jedenfalls tanken sich Brandy & Co. immer wieder gefährlich durch. Sie treffen den Pfosten (aus aberwitziger, ungeahndeter Abseitsposition) und zwingen Rensing zwei Mal zu großartigen Paraden im direkten 1 gegen 1. Hier haben wir also durchaus jede Menge Glück. Wir sehen aber auch, dass der schon in der ersten Halbzeit starke Koch zusammen mit Liendl und allen voran Sararer auf rechts unser Offensivspiel immer schneller vorantreiben. Je länger das Spiel andauert, desto besser werden unsere Chancen. Kramer wechselt goldrichtig ein. Zunächst Bebou für Bolly. Anschließend van Duinen für Pohjanpalo und schließlich Schauerte für Koch. Die Wechsel zeigten Wirkung. Bebou mische auf der Außenbahn (erst rechts, dann links) ordenlich mit. Van Duinen machte im Sturm Alarm und Schauerte bediente den linken Abwehrflügel, nach dem Schmitz auf die Koch-Position rückte. Über links entstand auch das Tor. Schauerte bediente Bebou. Der setzte sich an der Strafraumgrenze mit einem gekonnten Stop samt Drehung durch und passte maßgenau auf Ya Konan in der Mitte: ein Schuss. Ein Tor. Extase. Das Tor wurde frenetisch gefeiert. Es bedeutete eben mehr als nur ein Unentschieden! Hier hat sich eine Mannschaft belohnt. Hier hatte eine Truppe erzwungen, was ihr zustand. Fortuna drückte weiter, aber es sollte beim 1-1 bleiben.
Besondere Freude bereiteten:
Abwehrhühne Strohdiek: Tolles Stellungsspiel. Super Quote in Luftduellen und richtig starke, spieleröffnende Pässe. Zusammen mit Haggui dürfte er eine Bank werden. Mittelfeldstratege Koch: Beachtlich, wie schnell sich dieser Jungspund eine zentrale Rolle im Team gesichert hat. Über ihn ging sehr viel aus der Zentrale. Mit dem noch offensiveren Liendl kann man sich eine funktionale Aufgabenverteilung im zentralen Mittelfeld vorstellen. Flügelflitzer Sararer: Was hat der für Alarm gemacht. Er ist eben dieser Spielertyp, der brilliert, wenn er sich wohlfühlt. Und derzeit scheint er sich pudelwohl zu fühlen. Tolle Dribblings, super Pässe (der hohe Ball in den Lauf von Bebou war genial) – für uns eigentlich Mann des Spiels. Wenn der genau so weitermacht, wird er uns jede Menge Freude bereiten. Sein Pendant Bolly zeigt viel Spielfreude. Schafft er es, den Ball am Gegner vorbeizulegen, ist er nicht aufzuhalten. Am entscheidenden Pass oder dem Abschluss hat es noch gefehlt. Aber datt kütt. Hoffentlich bleibt er fit! Sturmrecke Ya Konan. Als Vollblutstürmer muss man vor allem Eines: Wissen, wo man zu stehen hat. Er stand goldrichtig in der 88. Minute und hat die nötige Ruhe vor dem Tor. Aber auch er wird Zuspiele brauchen. Kriegt er die, wird es häufig klingeln.
Ansonsten hat die Mannschaft in der Summe bestens funktionert. Und es wurde noch direkt deutlich: Spieler wie Fink oder Bodzek werden es sehr schwer haben, hier eine Rolle zu spielen, die über „Ergänzungsspieler“ hinausgeht.
Szene des Spiels
Unvergesslich, was sich in der ersten Halbzeit auf der rechten Seite abspielte. Ein steiler Ball nach außen bringt Bolly in Bedrängnis. Er rettet die Kirsche Richtung Akpoguma. Der war aber ohnehin in seiner Findungsphase und jagt den Ball im Zweifkampf mit einem heranstürmenden Berliner gefühlte 20-30 Meter in die Höhe. Es sieht fast so aus, als flöge (Konjukntiv Olé) der Ball aus der Alten Försterei. Damit rechneten alle – außer Bolly. Der blieb auf der Seitenlinie stehen, schaute seelenruhig nach oben und nahm den im Tiefflug befindlichen Ball in absolut beachtlicher Ronaldinho-manier völlig entspannt an, als hätte kurzweilig eine Magnetfunktion eingesetzt. Bravo, Bravo, Monsieur Mathis.
Streitthema: Das Ausweichtrikot
Während Adnan meint, sich das Ausweichtrikot nicht nur kaufen, sondern auch noch mit seinem Geburtsjahr und eigenen Namen bedrucken lassen zu müssen, kriegt Ingo gar ein wenig das Kotzen bei dem Ding. Grün? Okay. Dunkelgrün? Naja. Aber PINKE Rückennummern??? Das Heim- und Auswärtstrikot sind erste Sahne. Aber warum wählt man dann als drittes Trikot ein Dunkelgrünes? Dazu mit pinken Nummern? Ingo hat wie gut 10% aller Männer eine Rot-Grün-Sehschwäche – das heißt: wenn, wie am Sonntag Dunkelgrün genen Rot spielt, erkennt man nicht so richtig gut, was auf dem Feld abgeht. Fernab von der Geschmacksfrage müssen Verantwortliche natürlich auch so etwas bedenken. Zumal man sich nun fragt: Mit welchem Trikot spielt man denn gegen die dunkelroten Betzebuben? Rot? Geht nicht. Schwarz? Geht nicht. Dunkelgrün? Geht ja irgendwie auch nicht. Warum also kein Ausweichtrikot in Weiß! Daher Ingos explizite Bitte: „Liebe Fortuna-Marketingabteilung, macht die verkauften Grünen Trikots zu Sammlerstücken und stampft den Rest der Produkrtion ein. Danke.“ – Adnan ist da voll gegen und mag das ausgefallene Design. Und Ihr so?
In jedem Fall hat dieser Auftakt doch echt Spaß gemacht. Kommenden Sonntag dann schon der nächste Knaller. Wir empfangen im eigenen Wohnzimmer den BuLi-Absteiger Paderborn. Die haben ja ihren Auftakt ordentlich vergeigt. Da lässt es sich doch ansetzen.
Auf dass es wieder Spaß macht – 95 OLÉ
Ingo & Adnan