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Ein seltsames Spektakel

26 Nov

Nach zweimaliger Führung und ein Mal Rückstand in einem turbulenten Spiel können unsere Jungs am Ende nur einen Punkt zu Hause behalten.

„Jaaaaaaa! Wie geeeeeil!“ – „Oooch näääääää!“ – „Alter, Neeeeeeein“ – „Jawooooohl!“ – „Jaahahahahaa!“ – „Oh Maaaaann!“. So lässt sich die Torabfolge in einem doch recht wahnsinnigen Spiel zusammenfassen. Wir hatten es mit einer beeindruckend starken Fürther Mannschaft zu tun, die phasenweise so spielte, wie in ihrem Aufstiegsjahr, als sie fernab der Konkurrenz die Tabellenführung verteidigte. Und unsere Jungs hatten mächtig Probleme, wirkten bisweilen sogar überfordert, fingen sich dann aber wieder.

Dabei war der große Wurf drin – ein deutlicher Sieg mit mindestens zwei Toren Abstand und wir hätten erstmalig von ganz oben gewunken. Doch bereits die Startaufstellung hat uns etwas stutzig gemacht – denn die sah nicht aus, als wenn man hier mit voller Kraft voraus auf Sieg und Tabellenführung setzt.

Aufstellung & taktische Ausrichtung

Unser Trainer war vor der Partie mit der Frage konfrontiert, wer denn nun in der Innenverteidigung beginnen sollte, da Kapitän Bodzek nach auskurierter Verletzung wieder fit für den Einsatz war. Allerdings hatte das Duo Tah / Soares in den letzten beiden Partien hervorragend harmoniert – was also tun? Da unser „aggressive Leader“ Pinto jedoch noch länger ausfällt, beorderte Olli seinen Kapitän in die zentrale Mittelfeldreihe neben Avevor und Lumpi um dort für Schwung und Stabilität zu sorgen. Dieser Wechsel bedingte dann auch den Platz auf der Bank für Gartner. Michael Rensing konnte nicht mal dort Platz nehmen, da ihm beim Aufwärmen vor dem Spiel seine Verletzung aus der Woche einen Strich durch die Rechnung machte und er somit verletzt für Lars Unnerstall das Feld, bzw. Tor räumen musste. Ansonsten begannen die gleichen Mannen wie beim Auswärtserfolg in München vor der Länderspielpause. Die taktische Grundordnung in einem 4-3-2-1 wurde ebenfalls genauso gewählt, wie gegen die Löwen.

HZ1: Bodycheck und Eumel-Tor

In der üblichen Abtastphase zu Beginn des Spiels wird direkt deutlich, dass Fürth was reißen will. Das wirkte direkt flüssig und ballsicher. Wir brauchen anfangs wesentlich länger, um ins Spiel zu finden, suchen aber ebenfalls den Weg nach vorne und zeigen das für Heimspiele übliche frühe Pressing. Das führt dann in der 10. Minute zum ersten Torjubler des Abends: Benschop setzt Caligiuri und Gästetorhüter Hesl im Spielaufbau so unter Druck, dass der Außenverteidiger seinen Keeper mit einem katastrophalen Querpass im eigenen 16er in arge Not bringt. Joel Pohjanpalo presst mit und prallt recht rustikal mit Hesl zusammen, der verzweifelt versucht noch an den Ball zu kommen. Schiedsrichter Drees läßt nach dem Zusammenprall weiterlaufen, Charlie kommt an die Kirsche und netzt vollkommen ungehindert zur 1:0 Führung ein. Da Hesl erstmal angeschlagen liegen bleibt, ist die Stimmung irgendwie verhalten und alle wundern sich, dass der Treffer gegeben wird. Da es aber von Pohjanpalo kein Foulspiel war, ist der Treffer wohl regelkonform… aber seien wir mal ehrlich, wäre das so auf der anderen Seite passiert, hätte der Baum gebrannt und „Schieber“ wäre wohl der harmloseste Kosename für Drees an diesem Abend gewesen… aber sei es drum – Führung im Sack, der Rest ist Wurscht!

Den Gedanken können wir genau für 2 1/2 Minuten genießen, denn Fürth bekommt nach unnötigem Soares-Foul einen Freistoß; das Spielgerät kommt in unseren Strafraum, Axel steht nicht bei Gegenspieler Gießelmann und der kann ungehindert zum Ausgleich einköpfen! Irgendwie ein Eumel-Tor und zu dem Zeitpunkt völlig unnötig! Unsere Jungs setzen das frühe Pressing aber weiter fort, aber Fürth macht das Spiel und verlagert gekonnt das eigene Angriffsspiel auf Konter. Richtig zwingende Chancen sind totzdem Mangelware, lediglich in der 31. Minute wird es mal kurz gefährlich, als Liendl Pohjanpalo hervorragend in Szene setzt, der aber leider seinen Schuss knapp neben das Tor der Gäste setzt. Ansonsten fällt leider nur auf, dass Lumpi und Axel an diesem Tag zusammen auf der linken Seite nicht das beste Pärchen bilden. Zahlreiche Ballverluste, verlorene Zweikämpfe und missglückte Zuspiele in Kombination mit der ausbaufähigen filigranen Finesse der Zwei, lassen die linke Seite zur schwächeren Fortuna Seite an diesem Abend werden. Das spürt Fürth natürlich. Trotzdem geht es dann erstmal mit dem Unentschieden in die Pause.

Eine kurze Anmerkung noch zum Halbzeitspiel im Stadion – also, mal abgesehen davon, dass diese Spiele seit jeher gähnend langweilig sind, werden jetzt auch noch einfach Spielregeln über Bord geworfen. Der Kandidat ignoriert einfach die vorgegebene Schussbahn und jagt die Pille quer über das mühevoll absteckte Spielfeld… Und unser André muss die Regularien wegen der Unsitten der Teilnehmer verbiegen und erlaubt den Schabernack… Wo kommen wir denn da hin?? Naja gut – das Beste am Halbzeitspiel ist, dass es schnell vorübergeht.

HZ2: Kein Zugriff, volle Möhre und der Stimmungsdämpfer

Die zweite Hälfte beginnt mit dem Wechsel Gartner für Soares (hatte bereits Gelb gesehen), dadurch rückt Bodzek in die Innenverteidigung und der junge Österreicher übernimmt den Platz im Mittelfeld. Das Match ist aber irgendwie seltsam; Spiel und  Stimmung sind recht emotionslos und die Fortunen haben auf dem Platz keinen richtigen Zugriff auf Ball und Gegner. Das nutzen die Gäste dann auch recht kühl zur eigenen Führung. In der 54.Minute bekommt Fürth die zweite Ecke in Folge, die aber an Freund und Feind vorbei zieht, Lumpi geht dem Leder nach und wir denken, hier ist der Drops gelutscht…. aber da haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Der Fürther mit dem schönen Namen „Przybylko“ setzt nach und drückt Lumpi im fairen Zweikampf weg, als wäre er ein 90-jähriger Opi mit Gehhilfe; Flanke in den Strafraum, Kopfball Zulj und die Gäste führen durch das nächste Dödel-Tor! Fürth kommt nun immer besser ins Spiel und die Fortunen sind etwas von der Rolle. Ein wenig erheiternd ist zu diesem Zeitpunkt lediglich Pele Wollitz, der auf Sport1 als Co-Kommentator einen philosophischen Classic nach dem anderen raushaut. Sätze wie „Boah, dat kann man aber besser ausspielen, ne?“ kommen wie aus der Pistole geschossen und beinahe durchgehend während der gesamten Übertragung. In der 60.Minute kommt Bolly für den leider wirklich schwachen Lumpi.

Um die 70. Minute gibt es dann endlich mal wieder eine Chance für uns zu sehen, aber Pohjanpalo kann (noch) nicht zum Ausgleich einnetzen, trotzdem beginnt durch diese Aktion das Feuer zu lodern, der Emotionsfunke ist entfacht. In der 77. Minute ist es dann der Schwung bringende Bolly, der nach einer schönen Balleroberung von Schauerte, die Kirsche flach in den Strafraum flankt und Pohjanpalo findet, der seinem 8. Saisontreffer und den Ausgleich erzielt. Nun ist Feuer unterm Dach und die Fortuna endlich im Spiel. Zwei Minuten später folgt dann ein perfekter Pass von Pohjanpalo in den gegnerischen Strafraum auf Charlie. Der legt den Ball an Keeper Hesl vorbei und dieser räumt den karibischen Holländer einfach mal ab – Pfiff – Elfmeter! Benschop nimmt sich selbstbewusst das Spielgerät, obwohl eigentlich Liendl wollte, und tritt zum Strafstoß an. Was folgt, ist ein „Voll-auf’s-Maul-Elfer“ par excellance! Anlauf, Vollspann und volle Möhre in den Winkel!  …wäre das eine Szene aus einem Comic gewesen, hätte daneben ein fettes „Boom“ gestanden! Aber genug geschwelgt, denn in der euphorisierten Stimmung der letzten Minuten, müssen wir dann doch noch den Stimmungsdämpfer „Ausgleich“ erleben. Wieder kriegen wir hinten die spielstarken Fürhter nicht in  den Griff und werden überrannt. Aber nun gut – so geht dieses seltsame Spiel dann auch leider irgendwie verdient, mit 3:3 Unentschieden zu Ende.

PERSONELLES

Unnerstall hat uns kurz vor Schluss den Punkt gerettet. Ansonsten war er bei den Toren zwar weitestgehend fehlerfrei, sah aber besonders beim 1-2 etwas unglücklich aus. Auf seine Kappe muss er aber sicher nichts nehmen. Das sieht bereits bei Linksverteidiger Axel anders aus. Beim 1-1 lässt er seinen im 16er einfach machen und beim 1-2 weiß er nicht, wo rechts oder links ist. Insgesamt ein Spiel zum Vergessen. ABER: Dafür hat er bisher auch mit großen Leistungen brilliert. Insofern: Schwamm drüber. Soares stand eigentlich stets ganz gut, foult aber einfach zu häufig und ungeschickt. Er kriegte deshalb früh Gelb und wurde deswegen zur Halbzeit ausgewechselt und Bodzek rückte nach schwachem Auftritt im Mittelfeld zurück in die Innenverteidigung. Da gehört er auch hin. Mittelfeld kann er nicht (mehr). Tah war wieder brilliant. Neben seiner aberwitzigen Zweikampfsstärke ließ er unter großen Jubel auch noch zwei Fürther bei einem Minidribbling alt aussehen. Immer wieder groß der Bursche.

Schauerte war nach hinten stabil, aber nach vorne harmlos. Sowohl bei ihm als auch bei Axel lag das aber daran, dass die beiden keine offensiven Flügelleute im Mittelfeld hatten. Lumpi war leider Gottes eine Vollkatastrophe. So fies es klingt: Ihn hat seine Presse-Lobby in Express, RP und B*** in die Startelf geschrieben – doch da hat er sich auch ganz schnell wieder rausgespielt. Kaum Zweikämpfe gewonnen und viele Fehlpässe. Schade. Es gab Applaus, als er gegen Bolly ausgewechselt wurde. Der wiederum hat richtig Alarm gemacht – wenn der nur eine engere Ballführung drauf hätte… Aber sein Assist könnte ein gutes Argument für einen Startelfeinsatz am Samstag sein.

Avevor war solide und störte mehrmals sehr effektiv das schnelle Fürther Aufbauspiel. Gartner war in der zweiten Halbzeit, als er für Soares kam, eine echte Bereicherung. Der Junge hat Übersicht und kann spieleröffnende Pässe spielen. Das konnten vorher Avevor-Bodzek-Lumpi absolut nicht. Liendl hat fast immer nur die verrückten Pässe versucht. Es hätte auch mal der einfache, sichere Ball etwas gebracht. Doch er lebt nun mal für den Überraschungsmoment – und sein unfassbar geiler Pass auf Pohjanpalo in der ersten Halbzeit verzeiht ihm manchen Fehler. Benschop war wieder ein absoluter Aktivposten. Die beiden Tore werden ihm sehr gut tun. Pohjanpalo war ebenfalls einer der stärkeren. Trotz seiner schlanken Statur zweikampfstark und mit genialen Torriecher ausgestattet. Startelfplatz verteidigt.

AUSBLICK

Wir sind jetzt nur noch zwei Punkte hinter Rang #2 – aaaaber auch nur noch drei Punkte vor Platz #8. Das ist mal wieder eine enge Kiste in der zweiten Liga. Als beste Auswärtsmannschaft und weiterhin seit 11 Spielen ungeschlagen reisen wir Samstag nach Aalen – zum Tabellenletzten. Da dürfte er Reck ruhig dann mal wieder etwas offensiver aufstellen – denn wir hatten in der Startformation von Montag lediglich drei Offensivkräfte in der Startelf.

Bolly und Gartner haben sich beide empfohlen. Besonders Gartner dürfte dabei helfen, ein etwas überzeugenderes Offensivspiel zu gestalten. Vermutlich bedeutet das aber wieder die Bank für Soares. Denn auch wenn er zuletzt stark spielte, führt wohl kein Weg an Kapitän Bodzek vorbei – zumindest derzeit. Samstag, 13.00, wissen wir mehr.

Aber hierzu würden wir auch gerne Eure Meinung wissen in unserer Frage der Woche zu Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld. Wer sind die „passenden Pärchen“?

 

In diesem Sinne, 95 OLÉ

Adnan & Ingo

Startschuss Olé!

19 Jul

So, werte F95-Community! Bitte anschnallen, denn es geht endlich in die neue Saison! Ärgernis und Trauer über den vermutlich vermeidbarsten Abstieg unserer Vereinsgeschichte sind vollends verflogen. Denn die Vorfreude auf eine neue Saison mit unserer geliebten FORTUNA hat ihr Maximal-Level erreicht. Niemand kann mehr warten, bis die Kirsche endlich wieder rollt. Es hat sich in den vergangenen Wochen viel getan bei unserer Mannschaft und man darf gespannt sein, wie sich das sportlich auswirken wird. Um mal etwas zu sortieren, wie wir nun aufgestellt sind und was man von unseren Jungs erwarten kann, nehmen wir uns in unserem Eröffnungsblog der Saison 13/14 einen ausgedehnten Kadercheck vor. Anschließend sollten wir in der Lage sein, zu formulieren, mit welcher Zielsetzung unsere Jungs an den Start gehen. Und los geht das…

Im Tor: Luxusproblem oder heikler Zweikampf zwischen den Pfosten?

Wir hatten ja schon vergangene Saison wirklich starke Keeper in unseren Reihen. Mit dem Weggang von Robert Almer und dem Neuzugang Michael Rensing hat sich unsere Situation dahingehend aber sogar noch verbessert. Er und Giefer sind erstligataugliche Torhüter – Rensing gar mit Erfahrung auf Topniveau. Während Giefer bei hohen Bällen und auf der Linie riesiges Potenzial gezeigt hat, ist Rensing wohl der Bessere bei Spieleröffnung und Abstimmung mit der Abwehrreihe. Es ist zu hoffen und durchaus denkbar, dass Giefer und Rensing einander zu Bestleistungen drängen.

Mit zwei solchen Knaller-Keepern gesegnet zu sein, birgt aber auch eine gewisse Gefahr in sich. Jürgen Klinsmann kann da bestimmt ein Liedchen von zwitschern, wenn man sich ein Mal an die medialen Kahn-Lehmann-Tumulte zurückerinnert. Giefer und Rensing sind beide selbstbewusst; der Eine mit überdurchschnittlichem Talent; der Andere mit überdurchschnittlicher Erfahrung. Beide sind zu 100% davon überzeugt, die klare Nummer 1 zu sein. Hoffen wir mal, dass Torwarttrainer Oliver Reck und Chefcoach Mike Büskens diesen potentiellen Unruheherd schon im Keim ersticken und sich die Jungs auch untereinander respektvoll verhalten; denn stänkernde Bankdrücker könnten für das Teamgefüge und die Konzentration bei der Mission Wiederaufstieg doch recht kontraproduktiv sein.

Kurzum: Wir sind im Tor top aufgestellt! Andere Zweitliga-Clubs und gar mancher Erstligist dürften uns darum beneiden.


Die Abwehrreihe: Innen massiv; außen rasant!

Schauen wir uns zunächst unsere Innenverteidiger an: Hier finden wir eine gute Mischung aus Erfahrung und Talent vor. Mit Martin Latka – dem Königstransfer der letzten Winterpause – und Stelios Malezas haben wir zwei Nationalspieler. Über Latkas Qualitäten muss man nichts mehr sagen: schlichtweg grandioser Abwehrspieler. Gut, dass er bei uns bleibt. Malezas hatte nun Verletzungspech, ist aber in Normalform auch ein wirklich sicherer Rückhalt. Dustin Bomheuer hat im Testspiel gegen AS Monaco viele beeindruckt: gutes Stellungsspiel, reaktionsschnell und sogar flink auf den Beinen. Die Abstimmung mit Latka passte. Dahinter hätten wir dann noch Bruno Soares, dem zu wünschen ist, dass er endlich länger verletzungsfrei bleibt; und eben noch Juanan, dessen Leistung in der Bundesliga arg durch seine eineinhalb Eigentoren verzerrt wurde – er hat teilweise sehr solide Spiele gezeigt und wird in der zweiten Liga locker bestehen können. Er dürfte aber dritte oder vierte Wahl sein.

Kommen wir zu den Außenverteidigern: im Vorbereitungsspiel gegen Monaco waren die taktischen Änderungen im Spiel der Fortuna unter Mike Büskens am deutlichsten bei den AV sichtbar. Insgesamt standen sie viel höher als noch in der letzten Spielzeit. Balogun, Ramirez und später auch Levels schalteten sich immer wieder in Angriffe ein und setzten die Monegassen ordentlich unter Druck; daraus resultierten das 1:0 durch Reisinger und der Elfmeter nach dem Doppelfoul an Gianniotas und Levels. Nach der Verpflichtung von Heinrich Schmidtgal waren wir uns absolut darüber einig, dass der Ex-Fürther alles mitbringt, um die linke Seite der Fortuna zu beackern. Da „Heini“, das Kraftpaket, sich aber leider noch mit einer älteren Verletzung rumplagte und somit großteilig die Vorbereitung verpasste, gelang es dem im Winter verpflichteten Ramirez sich für die Erste Elf wärmstens zu empfehlen. Was der junge Ecuadorianer im Test gegen Monaco auf den Platz brachte, war schon sehr beeindruckend. Quirlig, schnell, passsicher, technisch stark und zudem ordentlich bissig und trotz seiner Größe zweikampfstark. Wenn der Junge das Gezeigte in den ersten Ligaspielen bestätigt, wird es für Schmidtgal nicht einfach in die Startelf zukommen. Auf der rechten Seite wird die Entscheidung für Büskens wohl ähnlich schwer wie die Beantwortung der Torwartfrage. Levels und Balogun bewegen sich auf sehr ähnlichem Niveau. Beide machten gegen Monaco nach vorne Dampf und standen auch nach hinten gut; beide haben sich bei vergleichsweise wenig Stockfehlern gut ins Kombinationsspiel eingeschaltet. Balogun hat im direkten Vergleich sicherlich Vorteile bei der Schnelligkeit und im Kopfballspiel, während Levels der Bissigere der Beiden ist. Wenn man sich mal erinnert, welche WAHNSINNS-QUALITÄT  bei den Gegenspielern unserer AV in der Bundesliga am Start war (Ribery, Farfan, Reus, Kuba, Elia, Schürrle, blablabla) sieht das Ganze in der zweiten Liga weitaus entspannter aus. Dem sind unsere Jungs ganz sicher gewachsen.

Kurzum: Wir verfügen über eine richtig starke Abwehrreihe. Auch hier dürften wir ligaweit am besten besetzt sein.


Das defensive Mittelfeld
: Staubsauger, Kampfschweine, Laufwunder, Techniker?

Streng genommen verfügt Mike Büskens über vier Spieler, die für das zentrale, eher defensive Mittelfeld in Frage kommen. Adam Bodzek war bis auf seine verletzungsbedingte Auszeit in der vergangenen Saison einer unserer konstantesten und besten Akteure. Er gewinnt enorm viele Bälle an strategisch wichtigen Punkten und hat gelernt, viel weniger zu foulen. Wenn er jetzt noch stärker im Spielaufbau werden würde, stellt er einen kompletten „Sechser“ dar. Lumpi wird stets neben oder leicht vor ihm auflaufen. Ohne Zweifel wird das Leben für Lumpi in der Zweiten Liga leichter – es geht alles nicht so schnell und auch physisch dürften die Gegner nicht mehr so stark sein. Neben Bodzek wird er seinen Startplatz erst mal sicher haben. Oliver Fink hat es versäumt, konstant seine technischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Mal blitzten sie auf, doch dann zeigte er wieder durchwachsene Leistungen. Vielleicht war aber auch für ihn und seinem eher offensiver ausgerichteten Spiel in der Mittelfeldzentrale die Bundesliga eine Nummer zu groß. Bleibt noch Ivan Paurevic. Er kam tatsächlich noch mal am letzten Spieltag gegen Hannover zum Einsatz. Er wird seine Chance bekommen – gerne auch mal als Einwechslung, wenn einer der 6er schon die Gelbe Karte gesehen hat.

Es gibt aber noch einen fünfte Mann für das zentrale Mittelfeld: Neuzgang Christian Gartner ist ein potentielles Top-Talent im Kader – als 8er oder auch als 10er denkbar. Der Österreicher aus dem beschaulichen Mattersburg war in seiner Entwicklung durchgehend ein Eckpfeiler und sogar Kapitän diverser U-Mannschaften seines Landes; neben einem guten „Auge“ und Spielintelligenz wird dem 19-jährigen auch ein sehr präzises Passspiel nachgesagt – alles Qualitäten, die wir auch in der letzten Saison gut hätten gebrauchen können. Wenn sich Gartner eingelebt und akklimatisiert hat, wird er zur ernsten Konkurrenz vor allem für Lumpi. Wenn sich seine Entwicklung bestätigt und die Fortuna in Zukunft ihr Heil in der Offensive sucht, dann passt Gartner als passsicherer 8er eventuell besser ins System als unser verehrter Kapitän, der seine Stärken eher in der Balleroberung hat. Das wird spannend.

Kurzum: Wir sind in der Mittelfeldzentrale gut aufgestellt. Entscheidend wird die Frage sein, ob das grundsolide Abwehrverhalten auch in kreativen Spielaufbau münden wird. Dann wären wir nicht nur gut, sondern verdammt gut aufgestellt.


Das offensive Mittelfeld

Für das  offensive Mittelfeld hat Wolf Werner die meisten Neuverpflichtungen präsentiert. Für die beiden  äußeren Mittelfeldpositionen wurden als Konkurrenten für Bolly und Bellinghausen der Australier Ben Halloran und der griechische U-20 Nationalspieler Giannis Gianniotas verpflichtet. Beide haben in etwa die gleichen Stärken und sind echte „Dampfmacher“. Im Spiel gegen die neu(wieder)reichen Steuergünstlinge hinterließen beide einen guten Eindruck; gerade der junge Grieche, der nach der gespielten U-20 Weltmeisterschaft eigentlich gar keinen Urlaub hatte und direkt ins zweite Trainigslager zur Mannschaft gestoßen war, stellte selbst erfahrene Championsleague-Gewinner wie Eric Abidal mit seinen Tempodribblings vor Probleme.

In der letzten Saison waren Voronin und Ilsö als kreative Vorlagengeber für die Zentrale der Fortuna auserkoren und versagten zu unser aller Leidwesen auf ganzer Linie. Aber neue Liga, neues Glück! Mit Lewan Kenia haben wir einen hochtalentierten neuen 10er, der vom ehemaligen Bundesligatrainer Klaus Toppmöller über den grünen Klee gelobt wurde. Der gleiche Toppi hat übrigens in Leverkusen Ballack und Lucio zu Weltklassespielern geformt und über den damals noch ziemlich unbekannten Dimitar Berbatov so ziemlich das Gleiche gesagt, wie auch über Kenia. Hoffen wir mal, dass Toppmöller Recht behält und Kenia nach seiner langen Verletzung bei uns sein Talent ausschöpft. Dann hätte er das Zeug, die Fortuna zurück in die erste Liga zuführen.

Kurzum: Besonders auf diesen Positionen haben wir sehr viele Talente – allerdings muss sich dieses Talent erst entwickeln. Somit ist die Offensivabteilung im Mittelfeld noch kein Garant. Da werden wir abwarten müssen.


Abteilung ATTACKE: Die jungen Wilden und der „Reise“

Geben wir es zu: Wir haben uns einen Knipser gewünscht. Jemanden, bei dem klar ist: Hat der die Pille, knülzt er sie rein. Aber Fakt ist leider auch, dass das europaweit übernommene 4-2-3-1 System genau diesen Spielertypen aussterben lässt. Alles kommt über außen – selbst die Torschützen. Da werden gute Stürmer für die klassische 9er Position Mangelware. An Poté waren wir dran; ebenso an Olivier Occean und sogar Gerald Asamoah – angeblich. Nun ist unser Neuzugang Charliston Benschop. Großgewachsen, bullig, aber dennoch beweglich. Im letzten Test gegen Büderich hat er sich gut in Szene gesetzt. Wir sind gespannt, was er reißen kann. Zweitliga-Format sollte er in jedem Fall haben. Von fürchterlichem Pech war die Überraschungsentdeckung der Vorbereitung verfolgt: Ilhas Bebou, eine echte Perle aus unserer Jugend. Er hat in den Testspielen richtig Alarm gemacht. Es ist zu hoffen, dass er schnell den Anschluss an das Mannschaftstraining findet und ihm Mike Büskens dann auch wieder die Chance gibt, sich zu zeigen – das muss unseren Trainer von Norbert Meier unterscheiden.

Unter Meier hatte Gerrit Wegkamp die Möglichkeit, ein paar Minütchen Bundesligaluft zuschnuppern – allerdings auch nicht mehr. Für seinen Neuanfang unter Büskens scheint er sich viel vorgenommen zuhaben, denn in der Vorbereitung hat er sich als treffsichere Alternative präsentiert. Gerade die Chemie mit Stefan „Reise“ Reisinger scheint in der Offensive zu stimmen. Gegen Monaco erzielten sie immerhin alle Tore und haben auch ganz ordentliches Pressing gespielt. Reisinger ist im Kader sicherlich der Stürmer mit der größten Erfahrung und dürfte in der zweiten Liga für eine zweistellige Torquote gut sein.

Kurzum: Ein Reise in Normalform und ein Durchstarter unter unseren Jungspunden da vorne könnten viel Freude bereiten. Torgranaten haben wir weiterhin nicht. Aber, wer hat die schon in Liga 2…?

Der Glaube an junge Talente!

Insgesamt ist es schön zu beobachten, dass wir uns diesmal gleich mehrere talentierte Jungspunde geangelt und (bis auf Benschop) alle auch fest verpflichtet haben – angeblich sogar ohne Ausstiegsklauseln! Da hat der Verein aus der Vergangenheit, als wir die Harniks, Beisters, Kruses und Lukimyas ziehen lassen mussten, gelernt. Die Fortuna hat mit Bomheuer, Gartner, Kenia, Halloran und Gianniotas gleich fünf äußerst talentierte Youngster verpflichtet; falls nur zwei davon den „Maxi Beister“ machen und bei uns richtig durchstarten, werden wir viel Freude an ihnen haben. Dazu kommen ja noch aus dem letzten Jahr Ramirez, Wegkamp, Omae und Bolly, die ebenfalls noch eine Menge Entwicklungspotential in Petto haben und zu guter letzt hat der Verein ein paar Toptalente der eigenen Jugendabteilung mit Verträgen ausgestattet. Es scheint so, als wäre es Wolf Werner und Mike Büskens gelungen, eine gute Mischung aus routinierten (aber nicht alten) Profis und jungen Wilden zusammenzustellen. Es bleibt allerdings auch abzuwarten, wie schnell sich die Neuen integrieren. Hier muss man gerade bei jungen Spielern geduldig sein.

Ausgangssituation & Konkurrenz: Alles auf Wiederaufstieg?

Die Konkurrenz schläft nicht – in diversen Umfragen zur zweiten Liga sind sich die Experten einig, dass es in der Jubiläumssaison (Allet Jute zum Vierzigsten!) ein ziemliches Hauen und Stechen um die Aufstiegsplätze geben wird, bei dem die halbe Liga beteiligt sein wird. Gehen wir mal durch, wer ganz oben mitspielen dürfte:

Natürlich ist der 1. FC Kaiserlautern als Drittplatzierter der Vorsaison zu nennen. Da Braunschweig und die verschissene Hertha eine überragende Saison gespielt hatten, konnten die Roten Teufel nur abgeschlagen Dritter werden. Doch man sah in den Relegationsspielen gegen Hoffenheim, dass den Lauterern letztlich eine Menge gefehlt hat. Einzig Baumjohann zeigte erstligataugliche Qualitäten – und der ist jetzt weg. Es stellt sich daher die Frage, wer Mo Idrissou und den Frisch „verteufelten“ Olivier Occean versorgen soll. Daher ist Lautern auf dem Papier zwar stark; es ist aber denkbar, dass sie der Weggang von Baumjohann stark schwächt. Mitabsteiger Greuther Fürth muss hingegen allein schon aufgrund des selbst in der Bundesliga stets gezeigten Offensivfußballs als Topfavorit gelten. Sie spielen seit Jahren offensiv und haben in der Bundesliga lediglich zu viele Buden hinten kassiert und vorne die Dinger nicht gemacht. Der Qualitätsabfall in der Zweiten Liga wird besonders der Fürther Spielphilosophie zugute kommen – zudem ist die Truppe eingespielt. Leider müssen wir an dieser Stelle auch die Unaussprechlichen aus _ #+%öln nennen. „Däh Effzeh“ hat in der letzten Saison unter Stanislawski etwas zu spät die Kurve gekriegt und ist lustigerweise dem Aufstieg aus dem Weg gegangen. Auch das Team scheint sehr eingespielt. Dank ihres Verbleibs in Liga 2 werden wir endlich wieder richtige Derbys bekommen, wo wir denen am besten zwei Mal zeigen werden, wer am Rhein das Sagen hat! Trotzdem werden sie es uns schwer machen. Mit Ujah, Risse und Halfer wurde die Offensive gut verstärkt und mit Schmadkte ist ihnen leider wirklich der echte Coup gelungen. Wenn sie ihn lassen, wird er aus unserem Nachbarn einen wirklich ernstzunehmenden Gegner im Aufstiegsrennen machen. Eine absolute Variable ist hierbei aber noch der neue Trainer Stöger.

Als Geheimfavoriten könnte man den VFL Bochum bezeichnen. Unter Schnäutzerlegende Peter Neururer ist denen wirklich alles zuzutrauen. Mit Christian Tiffert haben die Ruhrpottler zudem einen sehr cleveren Transfer eingetütet und einen neuen Leader verpflichtet und mit Sukuta-Pasu, der seit Jahren als Top-Talent im deutschen Fußball gehandelt wird, hat sich ein weiterer sehr interessanter Stürmer den Bochumern angeschlossen. Nicht vergessen sollten wir bei all dem Union Berlin, FSV Frankfurt, Energie Cottbus und 1860 München. Die spielen eigentlich immer wieder irgendwie da oben mit, gleichen manchmal einer Wundertüte. Also: Obacht!

Jetzt darf es aber auch bitte losgehen!

Nun gut – wir haben nun genug rumsinniert. Auch wir wollen jetzt einfach nur noch den Anpfiff hören und unsere Jungs in Rot anpeitschen. Wir freuen uns wie Bolle (und Bolly) auf die neue Saison und hoffen, Euch Woche für Woche interessante Diskussionen und Analyen zu den Spielen zu liefern. Über 23.000 verkaufte Dauerkarten machen deutlich, dass das Herz der Stadt weiter für die Fortuna pocht – denn Liebe kennt keine Liga!

Der Countdown läuft – in diesem Sinne!

Ingo & Adnan

Unsere Bundesligasaison in der Retrospektive

3 Jun

Knapp zwei Wochen sind seit dem bitteren Last-Minute-Abstieg der Fortuna vergangen. In dieser Zeit versuchten Vorstand und Aufsichtsrat, die Gründe des Rückrunden-Absturzes zu analysieren. Dabei machte die Chefetage der Fortuna trotz bester Absichten keine glückliche Figur. Auf der Zielgeraden der Saison 12/13 stolpert die Fortuna über die eigenen Füße und sieht die zur Saisonhälfte meilenweit entfernte Konkurrenz freudentrunken an sich vorbeiziehen. Das Relegationsdrama zum Aufstieg und die „Maulwurfaffäre“ zum Abstieg rahmen diese Saison „fortunesk“ ein. Die launische Diva vom Rhein macht ihrem Ruf auch nach Jahren der Bundesligaabstinez wieder alle Ehre.

Als „Anfang vom Ende“ können getrost das verlorene Pokalspiel gegen Offenbach und die unnötige Heimniederlage zum Rückrundenauftakt gegen Augsburg betrachtet werden. In beiden Begegnungen kam unsere Mannschaft mit der Favoritenbürde nicht zurecht, leistete sich gegen Offenbach einen streckenweise arroganten Auftritt. Und gegen Augsburg taten wir irgendwie alles, um ihnen klarzumachen, dass für sie noch alles drin ist. Das war dumm und ärgerlich. Denn in der Hinrunde begeisterten uns unsere Jungs und überraschten die gesamte Liga mit diszipliniertem Defensivspiel und effizientem Konterfußball. So konnten sie den spielerisch eigentlich immer überlegenen Gegnern 21 Punkte abluchsen. Aber wie auch schon in der Rückrunde der Aufstiegssaison begann das Nervenkostüm der Protagonisten mit der steigenden Erwartungshaltung der Öffentlichkeit und des Umfeldes zu bröckeln. Angst vor der eigenen Courage nennt man wohl so etwas! Gegen Offenbach war die Mannschaft damit überfordert, einem unterklassigen Gegner klarzumachen, wer hier der fußballerische Boss ist – wir ließen „unsere“ Tugenden missen, mit denen aber die Kickers in die Partie gingen und uns genau aus diesem Grund besiegten. Die Überheblichkeit, die wir dort zeigten, war einigen Bundesligisten in der Hinrunde gegen uns bereits zum Verhängnis geworden – Hochmut kommt schließlich vor dem Fall! Die dämlich bis dramatische Heimniederlage zum Rückrundenauftakt gegen die Pupsburger Augenkiste sollte leider ein warnendes Beispiel für die gesamte Rückrunde werden: F95 baut den Gegner durch eigene Fehler auf, semmelt sich die Gegentore im „The Three Stooges“-Style teilweise selbst slapstickartig in die Maschen; hohe Fehlpassquoten, Konzentrationsmängel und technische Defizite nagen am Selbstvertrauen. Die Mannschaft wacht zudem erst in der Schlussphase auf und scheitert dann äußerst knapp daran, noch etwas zählbares mitzunehmen – na, kommt Euch dieses Muster bekannt vor…? Auch das vom Schiedsichter fälschlicherweise anulierte Ausgleichstor in der Nachspielzeit durch Reise ist ebenfalls ein gutes Beispiel für einige unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, die gegen uns entlang der Rückrunde getroffen wurden. Gegen Dortmund und Nürnberg wurden uns im Endspurt zwei eindeutige Elfmeter verweigert – Stichwort „wahre Tabelle“. Bei anderen Spielen (Frankfurt, Hamburg) standen einer erfolgreich abgeschlossenen Aufholjagd die eigene fehlende Präzision und Qualität oder einfach auch nur Pech im Weg…

Aber das war ja lange nicht alles… Die unerträgliche Verletztenmisere tat ihr Übriges und zwang die sportliche Leitung an beinahe jedem Spieltag dazu, Umstellungen in der Startelf vorzunehmen. Zahlreiche Spieler fielen mehrfach mit Muskelverletzungen aus, so dass immer wieder wichtige Säulen und Alternativen in der Truppe kurz- bis mittelfristig wegbrachen. Diese Häufigkeit zu kompensieren, würde auch Top-Teams der Liga schwer fallen. Bei einem Aufsteiger und Verein mit dem geringsten Kaderwert der Liga ist diese Anzahl an Ausfällen mitsamt ihrer fast schon peinlichen Regelmäßigkeit fatal.

Was aber jeden Fortunen am heftigsten schockierte, war diese vermaledeite Lethargie und „Blutleere“, mit der die Mannschaft in der Rückrunde teilweise auftrat. Das, was die Mannschaft unter Norbert Meiers Leitung eigentlich immer ausgezeichnet hatte, schien auf einmal gestört. Seit dem Abstieg und durch das damit verbundene Medienchaos sind nun diverse Gerüchte öffentlich geworden. Es habe Risse in Mannschaftsgefüge und Trainerteam gegeben, heißt es. Wer genauer hinsieht, konnte dies auf dem Platz, beim Aufwärmen und auch nach den Spielen von der Tribüne aus erkennen. Da war irgendetwas gebrochen. Negativer Höhepunkt hierzu bleibt das Ausbleiben jedweder Gratulation für Dani Schahin, als er in Frankfurt den Anschlusstreffer zum 1-2 erzielte. Wie wichtig der mannschaftliche Zusammenhalt ist, und wie wertvoll die Floskel „11 Freunde müsst Ihr sein!“ ist, zeigten – ja, Ihr müsst jetzt stark sein – die Bayern auf recht beeindruckende Weise. Klar, das fällt einem leicht, wenn man erfolgreich ist. Aber Erfolgsdruck kann auch zermürbend sein. Wenn man sieht, wie die Bayern mit Zusammenhalt, Hingabe und Leidenschaft die Übermacht FC Barcelona in Grund und Boden spielten, wird deutlich, dass es auf allen (Qualitäts-)Ebenen notwendig ist, Einsatzwillen zu zeigen und über sich hinauszuwachsen. Bei unseren Jungs war gerade zum Ende der Saison einfach jedwede Galligkeit weg. Überzeugung und Selbstvertrauen zeichnen den Profi neben technischen Fertigkeiten aus. Im Falle unserer Jungs sind aber gerade diese „softskills“ weggebrochen.

Understatement – oder der Drang, sich selbst schwach zu reden.

In den letzten Spielzeiten sind wir eigentlich immer als Underdog gestartet. Zumindest aus eigener Sicht. Die Strategie des Understatements funktionierte ja auch prächtig: zwei Aufstiege in fünf Jahren sind eine eindrucksvolle Bilanz. Dabei wurde eine sparsame Transferpolitik an den Tag gelegt, die den Verein in der Zwischenzeit auch noch finanziell gesunden ließ. Es wurden keine Sprüche gekloppt – weder im Erfolg, noch in der Krise. Man war sich immer bewusst, wo man herkommt. Diese Einstellung ist an sich sehr löblich und sympathisch – das eigene Licht aber zu oft unter den Scheffel zustellen, birgt auch eine gewisse psychologische Gefahr in sich: dass man sich nicht wirklich vergegenwärtigt, wo man im hier und jetzt eigentlich steht.

Da zeigen die letzten zwei Jahre des Auf- und Abstiegs deutliche Parallelen: In der Aufstiegssaison 11/12 spielte die Fortuna eine Rekordhinrunde. Als Spitzenreiter mit bis dato unerreichter Punktzahl waren wir klarer Favorit auf den direkten Aufstieg. Das entwickelte sich aber für unsere Jungs zu einer Bürde; anstatt die Herausforderung anzunehmen und Selbstbewußtsein zu demonstrieren, wurde betont „dass wir nicht aufsteigen müssen“ und wir doch wirklich „gar nichts zu verlieren“ hätten. Der Verein versäumte zudem, dem Rösler-Veh-Theater etwas entgegenzusetzen und der Transferwirbel um Leistungsträger wie Beister und Luki kamen erschwerend hinzu: die Jungs wirkten weniger fokussiert und die spielerischen Dinge, die Wochen zuvor noch funktionierten, misslangen nun. Es schien beinahe, als würde das „Aufstiegsgespenst“ rumgeistern. Am Ende retteten wir uns nur durch das um vier Treffer besser Torverhältnis in die Relegation. Damals funktionierte es, von Spieltag zu Spieltag „auf pump“ durchzukommen… Warum dieser Rückblick auf 2011/12, fragt Ihr vielleicht. Naja, weil die Ähnlichkeit zu der gerade beendeten Spielzeit fast schon erschreckend ist. Der entscheidende Unterschied ist aber eine andere psychologische Ausgansposition und das andere Klassement: im letzten Jahr ging es in der Endphase gegen Union, Führt und den MSV, mit der Möglichkeit vor Augen, in die Bundesliga aufzusteigen. Also immer noch mit einem positiven Ziel vor Augen und gegen Gegner, die von der Qualität her im höchsten Fall auf Augenhöhe waren. Diesmal sollten es nun mal Hamburg, Dortmund, Frankfurt, Nürnberg und Hannover sein…

2012/13 erkämpften wir uns als Abstiegskandidat Nr.1 grandiose 21 Punkte in der Hinrunde und waren 12 Punkte von #17 entfernt. Längst hatte unser Team unter Beweis gestellt, dass es in diese Liga gehört. Auch diesmal bleibt die Fortuna bescheiden und erzählt jedem, der es nicht hören will, dass das aber nochmal eng werden wird. Natürlich muss man Realist bleiben. Gerade in Düsseldorf und bei der Fortuna, denn bei manchen erwachten schon Phantasien zur Euro-League-Teilnahme! Aber die psychologische Message an die eigenen Spieler war dann eine falsche; zumindest wirkte es so bei uns. Statt dem Team und der Öffentlichkeit klar zu machen, dass wir gekommen sind, um zu bleiben, wurden Unsicherheiten geweckt. Deplatzierte Demut könnte man das nennen. Von Spieltag zu Spieltag, von Misserfolg zu Misserfolg schien das Gesamtego schwächer zu werden und Norbert Meier verlor den Zugang. Die Mannschaft baute auch in puncto Zusammenhalt ab. Kloppereien im Training waren da der negative Höhepunkt. Da hatte unser Chefcoach die Jungs bereits nicht mehr im Griff und konnte kein Feuer, kein Selbstbewusstsein und keine Willensstärke mehr entfachen. Dies führt bei der hohen Qualität in der Bundesliga leider nun mal zum Abstieg. Die Frankfurter Eintracht ist mal mit 26 Punkten aus der Hinrunde abgeschmiert… „Auf Pump“ von Spieltag zu Spieltag krebsen, ist nicht. Denn so geht erste Liga einfach nicht.

Aber einen nicht zu verachtenden Mosaikstein zum Abstieg haben leider auch wir Fans geliefert. Die aus dem Platzsturm resultierenden, zwei halben Geisterspiele zu Beginn der Saison führten zu Unruhe unter den Fans, der zwischenzeitliche Supportrückzug der Ultras im Zuge der Diskussionen um das Sicherheitspapier und die damit verbundenen Reibereien zwischen den verschiedenen Fangruppen (mit peinlichsten Medienberichten und Foreneinträgen) haben den Support in wichtigen Phasen „zerknüsselt“ und fatal beeinträchtigt. Die Fans waren teilweise zu sehr mit sich selbst beschäftigt und haben sich nicht auf das Wesentliche – das Supporten – konzentriert. In diesem Punkt haben sich Mannschaft und Fans durchaus geähnelt. Dabei ist der Schulterschluss bei uns so enorm wichtig. Wir mögen unsere Gründe gehabt haben – zweifellos – sollten uns aber auch einer gewissen Mitverantwortung stellen.

Nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg!

Seit letzter Woche ist es nun amtlich, Norbert Meier ist nicht mehr unser Chefcoach. Wie es die Spatzen schon seit Tagen von den Dächern plärren, ist der Düsseldorfer Jong, Mike Büskens, nach einheitlichen Medienberichten, der neue Mann auf unserer Trainerbank. Wir finden: Das passt wie die Faust auf’s Auge! In der Saison 89/90 standen wir als halbwüchsige Pimpfe Fahnen schwenkend im 36er des zugigen und kläglich unterbesetzten Rheinstadions. Ein blonder Jüngling spielte sich auf der linken Seite der Fortuna direkt in unsere Herzen. In seinen Jahren als Fortuna-Stütze war Büskens der Axel Bellinghausen seiner Zeit und dazu noch in Flingern geboren. Er ist einer von uns. Dynamik, Laufbereitschaft und Leidenschaft auf dem Spielfeld zeichneten den späteren Europapokal-Sieger aus. Diese Tugenden vermittelte er als Trainer den Fürthern (davor ewig Zweitligavierter), die in der Saison 11/12 unter ihm souverän und einen guten Ball spielend, in die Bundesliga aufgestiegen…

Die Aussicht auf Büskens als Chefcoach weckt die Lust auf die neue Saison, in der wir nun seit Jahren auch ENDLICH mal wieder den Kölnern schöne Derbyniederlagen zufügen können. Der Kader der Fortuna ist für die 2. Liga hervorragend aufgestellt. Mit Latka und Malezas haben wir zwei Bomben-Innenverteidiger für’s Unterhaus; mit Bolly, Garbuschewski, Omae, Axel, Lumpi und dem neuen Aussi-Flitzer Halloran schon einige Spieler, die die Offensive ankurbeln werden; Bodzek ist als 6er ’ne echte Bank und Reisinger und Schahin haben das Zeug, in der 2. Liga um die Torjägerkanone mitzuballern. Mit den Neuzugängen Rensing und Schmidtgal hat die sportliche Leitung die Abgänge von Almer und Jojo mehr als kompensiert. Wenn sich Wolf Werner und Mike Büskens noch auf 1-2 Zugänge einigen, die den Kader gezielt in der qualitativen Spitze verstärken (wir hätten ja gerne Occean oder Poté), kriegen wir die Truppe richtig rund. Gleichzeitig sollten aber manche Neuzugänge dieser Saison noch ihre Chance bekommen – Wegkamp und Garbuschewski allen voran. Schaut an sich aber dieses Team an, haben wir gute Chancen, nächstes Jahr um diese Zeit wieder den Aufstieg zu feiern. … und vielleicht diesmal ohne Relegationsdrama!  🙂
Hechzlischen Dank

Zu guter Letzt wollen wir uns nach dieser spannenden Saison und des Starts unseres Blogs explizit bei Norbert Meier bedanken. Für die viele sagenhaft schönen Momente und eine „geile Zeit“, wie er selbst so schön gesagt hat. Die Reinkarnation von F95 ist eng mit seinem Namen verbunden und er wird uns allen als positiver Meilenstein der Fortunageschichte in Erinnerung bleiben.

Danke auch an Euch, die Ihr sogar mal zu zweieinhalbtausenden (!) unsere Spielberichte gelesen habt. Das macht uns mächtig stolz und befeuert die Motivation, unseren Blog kommende Saison fortzuführen. Also: bleibt uns als Leserschaft erhalten!

Vorerst verbleiben wir mit einem inbrünstigen 95 OLÉ

Ingo & Adnan

1:0 zuende „gefürth“

18 Feb

Was zählt, ist Zählbares. Und darum braucht niemand den liegen gelassenen Chancen nachheulen, oder sich darüber ärgern, warum wir denn so zittern mussten. Wir haben mit unserem Sieg gegen Kräuter Fürth den Punkteabstand zu einem Konkurrenten weiter ausgebaut und sind der Mission „Klassenerhalt“ am 22. Spieltag einen gehörigen Schritt näher gekommen: 27 Punkte und Rang #13!

Diesmal müssen wir alten Haudegen zu Beginn direkt mal uns selbst zitieren – tut  ja sonst keiner 🙂 Am Ende unseres Berichts zum Spiel in Freiburg wiesen wir mit Blick auf das „Sechspunktespiel“ gegen Kräuter Fürth darauf hin, dass unsere „launische Diva“ gerade solche Spiele gerne mal versemmelt. Wir merkten jedoch orakelesk an: „Diesmal wird es anders. Zu frisch ist die Pleite gegen Augsburg; und auch die Niederlage in letzter Sekunde gegen Freiburg wird die Mannschaft wach halten.“ – hinzufügen könnte man hier noch die Sperren von Bodzek und Lumpi, weshalb das Team insgesamt etwas wachsamer sein dürfte. Kurzum – und mit dreifachem Tusch – wir hatten Recht! Und so freuen wir uns über 3 unendlich wichtige Punkte. Wir haben diesmal unsere Mannschaft auch endlich wieder ordentlich angepeitscht. Wir zwei strahlten über beide Ohren, als kurz vor Anpfiff die Trommeln aus dem 42er wieder ertönten. Wir haben es schon mal gesagt, und sagen es wieder: UD ist für scheppernden Support unverzichtbar. Ja, man mag jetzt über die Songauswahl und das Timing (während der Ausführung des Elfmeters?!?!?!?) diskutieren. In puncto Lautstärke und Gesamtdruck schaffen wir mit aktiver UD aber einfach mehr. Also: Bleibt bitte an den Trommeln, Jungs!!!

Kommen wir zum Spiel: Norbert Meier ersetzte die gesperrten Bodzek und Lumpi durch Fink und den von uns schon des öfteren gescholtenen Axel. Zudem brachte unser Trainer Schahin für Ilsö. Und taktisch? Unsere Jungs waren auf aggressives Pressing eingestellt und setzten es mit Ausnahme des nach dem Elfer sichtlich „gebrochenen“ Schahin sehr gut um. Sie standen vor allem zu Beginn recht hoch. Während sich Bodzek gegen Stussgart und Freiburg für den Spielaufbau auf eine Reihe mit den beiden Innenverteidigern fallen ließ und die beiden Außenverteidiger aufrückten, überließen Tesche und Fink den Spielaufbau gegen die „Kleeblätter“ – wie uncool ist es eigentlich, nach einem Unkraut benannt zu sein und dann noch nicht mal vier Blätter zu haben? – den beiden Innenverteidigern allein. Besonders unsere Nummer #28 wusste in dieser Hinsicht zu überzeugen.

Und wir begannen wirklich ordentlich: In der ersten Offensivaktion des Spiels nach etwa 100 Sekunden schnappt sich Kruse das Leder aus der eigenen Hälfte und soliert wie in Zeitlupe eine gefühlte Ewigkeit ganz entspannt durch die Reihen der Fürther und wird schließlich vom ungeschickten, fränkischen Verteidiger Zimmermann (Namen merken) im Strafraum zu Fall gebracht. Der sofort für sympathisch befundene  Schiedsrichter Welz zeigt umgehend auf den Punkt – Elfmeter! Da Langeneke leider immer noch nicht wieder fit ist, greift sich Schahin das Spielgerät und überzeugt die heran eilenden Kollegen Fink und Reisinger davon, dass er derjenige ist, welcher. Gegen Glattspack hatte es ja auch schon gefunzt. Unnötigerweise wurde bereits während der Ausführung im Stadion gefeiert – das macht man doch nicht, oder? Denn: Pustekuchen! Wie gegen Glattspack wählt Dani die linke Ecke. Leider hat der Kräuter-Keeper Hesl wohl auch die Sportschau gekuckt und wirft sich genau dorthin. Zudem war Dani’s Schuss unpräzise und nicht scharf genug. Somit, Riesenchance zum Vorteil vertan. Doch der Support worde umso lauter fortgesetzt. Danach entwickelt sich ein leidenschaftliches Spiel. Tempo war zeitweise auch drin, aber – wie es sich für ordentlichen Abstiegskampf gehört – waren ebenso fehlende Präzision und Missgeschicke auf beiden Seiten ständige Begleiter dieses Spiels.

Giefer’s Assist, Axel’s Tunnel und Fortunesker Spielverlauf

Die ersten gefährlichen Strafraumszenen nach dem verschossenen Elfer sollte aber „Nürnberg für Arme“ haben. Innerhalb von zwei Minuten treffen Nehrig und Schalke-Schreck Djurdjic  in der 15. und 16. düsseldorfer Aluminium und wir schrammen nur Dank Giefer und unserer Namenspatronin knapp an einem Rückstand vorbei. Und genau in diesen Minuten (es war die 18.) leitet unser Fabi mit einen Abschlag schon die Entscheidung des Spiels ein. Er schickt Axel steil, dieser nimmt den Ball mit der Brust mit und legt ihn sich ein Stück zu weit in Richtung gegnerisches Tor vor. Der zuvor durch Tolpatschigkeit aufgefallenen Sportskamerad Zimmermann (da isser wieder) drängt sich zwischen Axel und Ball. Und gerade, als wir dachten: „Schade, das hätte ja durchaus interessant werden können“, spielt der unter Druck nervös werdende Zimmermann einen viel zu gefühlvollen Rückpass zu seinem Keeper, den Bellinghausen dankend mitnimmt. Kalt wie ’ne Hundeschnauze tunnelt Axel Monsieur Hesl zum 1-0. Wir erinnern uns: Derselbe Giefer, der zu Beginn der Saison 4 von 5 Abschlägen ins Aus jagte und den Ball lieber ablegt, als ihn aus der Hand abzuschlagen, hat genau so seinen nächsten Scorerpunkt gesammelt. Kurz vor Wiederanpfiff nach dem 1-0 konnte man beobachten, wie Jojo Giefer gratulierte, indem er seinen Abschlag nachahmte und auch Latka gratulierte unserem Keeper mit Applaus und geballter Faust zu seinem Assist – das ist Teamspirit. In der Folge haben wir die Partie im Griff und spielen sicher, bis… ja, bis ein Fürther in der 38. Minute (in der Minute flog auch der Krankfurzer, oder) frühzeitig zum Duschen geschickt wird. Überzahl ist nicht unser Ding. So wird aus der Sicherheit nach der Führung gefühlte Unsicherheit nach Überzahl – diese Saison leider die Regel; bis auf die Partie gegen Krankfurz. In der 2. HZ verlassen wir uns fast nur noch auf’s Kontern. Man hat das Gefühl, unsere Jungs lassen Fürth zu viel Raum. Manche Passstaffettem vor dem eigenen 16er wirken zudem arg leichtsinnig. Es mag aber sein, dass man bezweckte, dass Fürth kommt und sich in eigenem Ballbesitz müde spielt. Und, wenn man bedenkt, wie viele Torchancen wir hatten, war es ja so dumm auch nicht. Warum allerdings Schahin, Kruse (neben Latka und Axel bester Mann), Ilsö und Reisinger keine der fünf, sechs hochkarätigen Chancen reinmachen, muss man nicht verstehen. Und, weil im Fuppes IMMER ein Tor fallen kann, bleiben die Zuschauer nervös. Pfiffe ertönen – zwei Mal. Doch beide Male schreit die Südtribüne mit inbrünstigen „Fortuna, Fortuna“-Rufen diese unsägliche Unmutsäußerung nieder. Sicher gibt es enttäuschte Zuschauer, die kein Torspektakel sondern dreckigen Abstiegskampf sahen und mit dem Sieg nur bedingt glücklich waren. Nur können wir auf die keine Rücksicht nehmen. Die Freude über diese drei Punkte ist riesig.

Ruhepol & Dirigent: Latka wächst zu einer F95-Größe heran

Dieser Martin Latka… Watt ’n Typ! Mit seinem kahlrasrierten Schädel, der Statur eines Dock-Arbeiters und der furchteinflößenden Maske ist die Freude der Stürmer auf einen Zweikampf mit ihm sicher vergleichbar mit der Euphorie eines Lachses, der flussaufwärts schwimmend einem Grizzly Bären in die Pranken springt. Dass unser Martin die Stutzen ganz knapp über die Schienbeinschoner trägt, passt bestens zu ihm – er würde vermutlich am liebsten in bester Matthias Herget- oder Hans-Peter Briegel-Manier ganz auf Schienbeinschoner verzichten… Diese Veteranen in den Schatten stellend hat Latka gegen Führt die ideale Interpretation des modernen Innenverteidigers regelrecht zelebriert. Mit grandiosem Stellungsspiel, resolutem Zweikampfverhalten und regelrechter Unantastbarkeit im Luftkampf ist er für unsere Defensive eine absolute Bereicherung. Da Latka aber auch über einen wohl dosierten Offensivdrang verfügt, sicher im Passspiel ist und zudem das Auge für Mitspieler hat (Herhören, Robbie Kruse!), besticht der tschechische Abwehrschrank auch als ideenreicher Initiator im Spielaufbau. Das ist aber bei weitem nicht alles: mit seinem Einsatzwillen und der „Chuzpe“,  seinen maskierten Schädel auch dahin zu halten, wo es weh tut, präsentiert sich unsere Nummer #28  als waschechter Fortune, der die nötigen charakterlichen Eigenschaften mitbringt, eine neue Größe für den Verein und eine Riesenhilfe im Abenteuer Bundesliga für uns zu sein. Dass er seine Nebenleute so gekonnt mit Gesten dirigiert und nach wenigen Wochen in Düsseldorf schon die Rolle der kommunikativen Schaltzentrale übernimmt, ist schlichtweg beeindruckend. Ihm ist nicht eine einzige Aktion misslungen. Von daher war er für uns ganz klar der Mann des Spiels – weiter so, Martin!

Axel zeigt Größe während und vor allem nach dem Spiel

Ja, wir FUPPES95iger haben in unserem letzten Bericht die leise Hoffnung geäußert, Axel würde nicht eingesetzt werden. Da wir aber keine auf Rechthaberei pochenden Klugscheißer sind, freuen wir uns natürlich riesig über Axels bis dato bestes Spiel für uns. Ja, wir spielten gegen die mit Abstand schlechteste Mannschaft, die wir bei uns in dieser Saison zu Gast hatten. Ja, Zimmermanns Lapsus hat Axel zum Tor verholfen. Dennoch: Auch Fürth muss man in Grund und Boden rennen – und das hat er fulminant gelöst. Nicht gerade sportlich, aber als Signal umso geiler war seine Aktion kurz vor Schluss in der Hälfte der Fürther. Nachdem er auf dem linken Flügel ein etwas arrogant anmutendes Dribbling ins Seitenaus gurkte, nahm er dem Fürther die Kirsche weg, täuschte an, ihm den Ball im Volleyball-Stil zuzuschmettern, um ihn dann über ihn zu lumpfen. Die Fürther ärgerten sich zurecht maßlos – wir genossen diese Augenblicke, und der Schiri…? Muss es verpasst haben. Aber selbst die Gelbe Karte wäre es wert gewesen, den Gegner so zu ärgern. Tja, und was für ein großartiger Typ uns Axel ist, zeigte er vor allem nach dem Spiel eindrucksvoll. Alles bereitete sich auf die Humba vor, als er das Mikro ergriff und darum bat, aufgrund des Verlustes des viel zu früh verstorbenen Fortunen, Cedi, diesmal darauf zu verzichten: Großer MENSCHLICHER Sport, lieber Axel!

Auf Schalke geht Einiges

Blicken wir zum Abschluss kurz nach vorn: Die Punkte gegen Fürth werden noch wertvoller, wenn wir uns die kommenden Spiele und Gegner ansehen: Schalke (A), Mainz (H), Bayern (A), WOB (A), Leverkusen (H). Aber besonders auf Schalke ist viel drin – ein Punktgewinn allemal; vielleicht sogar mehr. Wenn wir mal so richtig tief in die Analysekiste greifen, kommt es uns sogar zugute, dass Schalke in Mainz noch zum Ausgleich gekommen ist. Sonst hätte sich womöglich das WOB-Szenario mit dem Trainerwechsel eines kriselnden Vereins vor dem Spiel gegen uns noch wiederholt. Es sind eigentlich solche Spiele, in denen wir uns wohl fühlen: Große Teams, die arg verunsichert sind. Und, was Kräuter Fürth auf Schalke schafft, können wir doch allemal, oder? Glauben wir also dran, denn es ist möglich.

Wir sehen und lesen uns nächste Woche – bis dahin: 95 OLÈ

Ingo & Adnan